1800 – 1849
1849
Johann Strauss
Bereits 1849 gastierte Johann Strauss Vater mit seinem Orchester in Baden-Baden. Josef Strauss – der jüngere Bruder des Walzerkönigs – war für das Jahr 1870 eingeladen, im Rahmen des Musikfestes das damalige Orchester zu leiten. Der deutsch-französische Krieg und sein plötzlicher Tod vereitelte dieses Vorhaben. 1871 sollte es dann endlich funktionieren: Johann Strauss Sohn kam nach Baden-Baden und dirigierte die Philharmonie über einige Monate mehrfach in der Woche. Den Gastspielen in Baden-Baden vorausgegangen war eine geradezu gigantische Tour des Walzerkönigs in Amerika, über die der Meister wie folgt berichtete:
Weiterlesen„Auf der Musikertribüne befanden sich tausende Sänger und Orchestermitglieder und das sollte ich dirigieren. Zur Bewältigung dieser Riesenmassen waren mir zwanzig Subdirigenten beigegeben, allein ich konnte nur die allernächsten erkennen und trotz vorhergegangener Proben war an eine Kunstleistung, an Vortrag oder Zusammengehen nicht zu denken. Eine Absage hätte ich mit dem Preise meines Lebens bezahlen müssen. Nun denken Sie sich meine Lage angesichts eines Publikums von hunderttausend Amerikanern! Da stand ich auf dem obersten Dirigentenpult – wie wird die Geschichte anfangen, wie wird sie enden? Plötzlich krachte ein Kanonenschuß, ein zarter Wink für uns zwanzigtausend, das Konzert zu beginnen. ‚Die schöne blaue Donau‘ steht auf dem Programm. Ich gebe das Zeichen, meine zwanzig Subdirigenten folgen mir, so rasch und gut sie können, und nun geht ein Heidenspektakel los, den ich mein Lebtag nicht vergessen werde. Da wir so ziemlich zu gleicher Zeit angefangen hatten, war meine ganze Aufmerksamkeit nur noch darauf gerichtet, daß wir auch zu gleicher Zeit aufhörten. Gottseidank, ich brachte auch das zuwege. Es war das Menschenmöglichste. Die hundertausendköpfige Zuhörerschaft brüllte Beifall, und ich atmete auf, als ich mich wieder in freier Luft befand und festen Boden unter den Füßen fühlte.“
1846
Jean Baptiste Arban
Der legendäre „Piston“-Virtuose Jean Baptiste Arban spielt mit dem Orchester. Mit seinem noch heute beliebten hochvirtuosen Trompetensolowerk „Karneval in Venedig“ begeisterte er die Zuhörer auf der Promenade.
1843 – 1849
Alexandre Piccini
Alexandre Piccini, ein Neffe von Niccolò Piccini – übrigens ein sehr erfolgreicher Konkurrent von Christoph Willibald Gluck – ist Chef des „Orchestre de la conversation de Bade“. Man gibt sich international.
1842
„Stabat Mater“ von Gioacchino Rossini erklingt im Baden-Badener Theater
Das „Stabat Mater“ von Gioacchino Rossini unter Kapellmeister Heinrich Panofka im Baden-Badener Theater seine deutsche Erstaufführung.
Einen Geschmack vom prachtvollen Ambiente dieser Aufführung im damaligen Theater – dem heutigen Casino – gibt unser Originalgemälde aus dem Besitz der Stadt Baden-Baden.
1840
Franz Liszt erstmals in Baden-Baden
Franz Liszt besuchte Baden-Baden zwischen 1840 und 1882 insgesamt 17 Mal. Beim Musikfest der Tonkünstler-Versammlung des Allgemeinen Deutschen Tonkünstlervereines 1880 in Baden-Baden feierte man ihn wie einen Gott. In den Programmen konnte man erleben:
WeiterlesenDie Uraufführung der 2. Sinfonie von Alexander Borodin, die Oper „Meister Martin und seine Gesellen“ von Wendelin Weißheimer, von Hector Berlioz die Ouvertüre zu „Lear“, aus der Feder von Franz Liszt „Johanna auf dem Scheiterhaufen“ und einige der Chöre aus dem Oratorium „Christus“ (Einstudierung der Chöre von Wendelin Weißheimer). „Isoldes Liebestod“ von Richard Wagner, Camille Saint-Saens spielte sein 4. Klavierkonzert, dirigierte seinen „Phaeton“ und spielte an der Orgel in der Stiftskirche seine Rhapsodie „Cantiques bretons“ etc. Im Festorchester wirkte damals Felix Mottl – damals frischgebackener Hofkapellmeister in Karlsruhe- an der Pauke mit.
1830
Paganini in Baden-Baden
Niccolò Paganini tritt in Baden-Baden auf. Er wohnte damals im heutigen „Badhotel Zum Hirsch“. Der Auftritt des Geigers fand im Konversationshaus (Im heutigen Kurhaus) statt. Er probte in einer der einfachsten Wirtschaften der Stadt, dem „Fuchs“ am heutigen Leopoldsplatz, im „Haus Victoria“. Ein zeitgenössischer Kommentar: „Das Konzert fand in dem jetzigen Restaurationssaale statt und war sehr besucht. In der vordersten Reihe saß Großherzogin Stephanie. Paganini war im Nebenzimmer; die Konzertstunde hatte geschlagen. Alles war in Erwartung, aber der Geigenkönig fand sich nicht bewogen, zu erscheinen. Großherzogin Stephanie winkte Rosenhain (den Pianisten, der Paganini begleiten sollte) zu sich und beauftragte ihn Paganini zu rufen – das hieß, in die Höhle des Löwen sich wagen! Rosenhain betrat diese, gehorsam dem hohen Befehl, aber in großer Angst. Jedermann kannte die furchtbare Heftigkeit des jähzornigen Italieners, wenn er schlechter Laune war, und das war er im höchsten Grade. Zagenden Herzens richtete Rosenhain den Auftrag aus. Er traf Paganini sehr zornig an einer Saite herumstimmend, die ihm gesprungen war. Endlich kam er doch auf das Podium. Rosenhain setzte sich ans Klavier und begann. Paganini sagte barsch zu ihm: „Das transponieren Sie mir einen Ton tiefer!“ Rosenhain hatte große Befürchtungen – aber das Konzert wurde zum Erfolg.
1829
Robert und Clara Schumann
Auch Robert Schumann hat dreimal Baden-Baden besucht. In seiner Zeit als Jurastudent in Heidelberg besuchte er am 5. und 6. Juli 1829 sowie am 5. und 6. August 1830 die Stadt am Rande des Schwarzwaldes. Dort war er mit seinen Freunden Gast in der Spielbank und im Theater.
Weiterlesen1830 traf er dort den jungen, aber schon sehr erfolgreichen Geiger Heinrich Wilhelm Ernst, was ihn in seinem Entschluss, Musiker zu werden, bestärkte. Damals spielte er auch auf einem Flügel im Konversationshaus Klavierstücke von Franz Schubert, seinem Lieblingskomponisten.
Mehr als 20 Jahre später führte der 23. Juli 1851 Schumann mit seiner Frau Clara auf der Durchreise in die Schweiz wiederum nach Baden-Baden. Im Konversationshaus traf er dort den Pianisten und Komponisten Johann Peter Pixis, der in Baden-Baden lebte, den Donaueschinger Hofkapellmeister Johann Wenzel Kalliwoda, dessen Werke er schätzte und dem er seine „Intermezzi“ op. 4 gewidmet hatte, sowie dessen Sohn, den in Karlsruhe wirkenden Komponisten, Dirigenten und Pianisten Wilhelm Kalliwoda und außerdem den bekannten Cellisten Bernhard Crossmann. Tagebuchnotizen beschreiben uns die Teilnahme Schumanns am gesellschaftlichen Leben in Baden-Baden bei allen drei Aufenthalten.
Clara Schumann entschloss sich 1862 – sechs Jahre nach dem Tode Robert Schumanns – in Baden-Baden mit Hilfe ihrer Freundin Pauline Viardot-Garcia von der Advokatenwitwe Becker ein Häuschen an der Lichtentaler Allee (heute Hauptstr. 8) zu kaufen.
Von 1863 bis 1873 lebte sie gemeinsam mit ihrer Familie dort. Danach wohnte sie noch zwei Jahre in einer anderen Lichtentaler Wohnung. Ihre Tochter Elisa blieb in Baden-Baden und wurde dort regelmäßig von ihrer Mutter besucht. Noch 1889 besuchte Clara Schumann gemeinsam mit Johannes Brahms ihre Tochter in Baden-Baden aus Anlass ihres 70. Geburtstages.
1827
Aus einem Brief von Felix Mendelssohn Bartholdy an seine Mutter:
„Baden, 14. Sept. 1827. Ich lebe gewissermaßen hier wie der hochselige Tantalus; es liegen mir eine Menge Ideen im Kopf, die ich garzugern mir einmal vorspielen möchte und im Gesellschaftshause ist auch ein ganz erträglicher Flügel.
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1824
Das „Maison de Conversation“ wird erbaut
Baden-Baden putzt sich heraus. Das neue Konversationshaus wird in klassischer Pracht errichtet und ein erster hölzerner „Konzertkiosk“ entsteht auf der Promenade.
Der ideale Platz für die Konzerte des Sommerorchesters.
Im Westteil des neuen Hauses – in den Räumen des heutigen Casinos – entsteht ein neues Theater mit Platz für 600 Gäste.
1820
Für die Sommermonate wird ein kleines Orchester engagiert, dass die Gäste mit seinen Konzerte auf der Promenade und in den Sälen des Kurhauses delektiert.
Das alte Holztheater – in dem Carl Maria von Weber wegen der akuten Brandgefahr Todesängste ausstand – ist baufällig und wird abgerissen.
1817
Louis Spohr – einer der berühmtesten Geiger seiner Epoche – konzertiert erstmals bei uns an der Oos.
1810
Carl Maria von Weber nach Baden-Baden, um seine Geldnöte mit dem Honorar für einen Reisebericht zu verkleinern.
Er suchte in der ganzen Stadt vergeblich einen Konzertflügel, gab endlich aus purer Verzweiflung ein kleines Konzert mit der Gitarre und besuchte Opernaufführungen („Don Giovanni“ von Mozart) im alten hölzernen Theater der Stadt.
1800
Das „Cur-Comité“ stellt den Stiftskirchenorganisten Josef Zerr als Stadtmusiker und verantwortlichen Leiter der sommerlichen Konzerte ein.